Rückblick zum ersten Lektoratskurs

Am Wochenende hat der erste Kurs zum Lyriklektorat statt gefunden. Insgesamt gibt es sieben Zwei-Tages-Kurse, die sich bis in den März 2012 strecken. Frau Paulchen hat sich ganz wagemutig zu allen angemeldet!

Nach dem ersten Kurs kann ich euch sagen: anstrengend, sehr, sehr, sehr wertvoll, inspirierend, erkenntnisreich, lehrreich und absolut gewinnbringend. Kurzum, und bevor ich weitermache: Wer an Lyrik interessiert ist und dazulernen möchte, sollte sich direkt an Michaela wenden. Geht nicht über Los, sammelt keine extra Ausreden ein, sondern meldet euch direkt an.

Wir haben für die beiden Tage Aufgaben bekommen, die das Mark unserer Gedichte trafen. Wann und warum empfinden wir ein Gedicht als fertig oder unfertig, was fehlt, was kommt gut rüber, wie sehen die anderen Kursteilnehmer das, wie bewertest du ihre Eindrücke? Es ging in diesem Kurs (auch) sehr viel um das Reflektieren der eigenen Arbeit und um die der anderen.

Eine Übung hat mir besonders gut gefallen, und deshalb will ich sie euch nicht vorenthalten, zumal ich dieses petit poème en prose vergangene Woche hier eingestellt hatte. Aber schaut doch mal, was sich durch eine Übung und das Lektorat daraus entwickelt hat. Ist das nicht großartig?!

Ich freue mich jedenfalls schon auf den nächsten Kurs im Juni, auch wenn die beiden Tage echt anstrengend waren, weil man einfach viel am Überlegen und Grübeln und Mitlesen und Überarbeiten ist. Aber: auf jeden Fall lohnenswert (und nein, für diese Rezension und Werbung werde ich nicht bezahlt!).

So, und hier nun die Texte nach den Überarbeitungen:

Text 1 (als petit poème en prose)
tiefe ist anders

abgetaucht in kristallklares wasser blaudurchsichtig verschrumpelt so langsam mein leben meine haut wirft falten tief keine creme mehr glätten es ist still sehr still der blick nach oben leben nach unten leben ich mittendrin eigentlich efeugrüne arme küssen mich feuchte liebkosung wie die trockenübung zwischen laken wir eins im austausch von mehr als nur flüssigkeiten in schwereloser leidenschaft bremst mich mein leben aus dringe luft schnappend an die oberfläche die oberfläche bleibt tiefe ist anders

Text 2 (als poem)
tiefe ist anders

abgetaucht
in kristall
klares wasser blau
durchsichtig verschrumpelt
mein leben meine haut
wirft falten tief
es ist
still sehr still
der blick nach oben
leben
nach unten
leben ich
mittendrin (eigentlich)
efeugrüne arme küssen mich
feuchte liebkosung wie trocken
übung zwischen laken wir
austausch von mehr
als flüssigkeiten
in schwere
loser leidenschaft
bremst mich
mein leben
dringe luft schnapp
end
an die oberfläche die
oberfläche bleibt
tiefe ist anders

Text 3 (nach Lektorat)
tiefe ist anders
abgetaucht
in kristall
wasser blau
durchsichtig verschrumpelt
mein leben meine haut
wirft falten tief
es ist
still so
still der blick
nach oben
leben
nach unten
leben ich
mittendrin (eigentlich)
efeugrüne arme küssen mich
feuchte liebkosung wie trocken
übung zwischen laken ein
austausch mehr
als flüssigkeiten
in schwere
loser leidenschaft
bremst mich
mein leben
dringe ich luft schnapp
end
an die oberfläche die
oberfläche bleibt
tiefe ist anders

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