geschriebene schnappschüsse

neulich hatte ich euch „schreiben dicht am leben“ vorgestellt. jetzt kam ich dazu, eine der übungen auszuprobieren: notieren als fotografieren. wobei sich das fotografieren hier als literarischer schnappschuss versteht und sich dabei sehr von dem fotografieren brinkmanns unterscheidet. es hat spaß gemacht, sprachliche bilder von einem tag am pool zu erstellen, wobei ich hier durchaus noch etwas übung vertragen kann. aber: übung macht ja bekanntlich den meister… jedes bild soll sich laut übung auf ein bestimmtes detail konzentrieren und einzelne momentstationen fixieren. nun denn. ihr entscheidet, ob mir das gelungen ist. viel vergnügen bei meiner ersten „mini-fotoaustellung“!

#1
im wassertürkis wirft die sonne wellen.

#2
am poolboden mosaiksteinchen zu kunst.

#3
hinter palmwedel blau.

#4
ein vater mit seiner tochter im pool / sie lacht.

#5
die hand / die sich zur nase führt / um vor dem eintauchen kein wasser einzulassen.

#6
die haut schimmert / in der luft sonnencremeduft / im wasser mitunter schlieren.

#7
geschlossene augen strecken sich der sonne empor / der puls ruht.

#8
spatzen die am wasserbecken ein bad nehmen / ganz ohne badeanzug.

#9
das orange der wasserrutsche das sich von den anderen farben abhebt / wie ein versprechen.

#10
ein selbst gebautes schutzschild aus weiß / ein versteck / vor der sonne.

#11
durch die mittagsträgheit langsam ins dämmern gleiten wie die segler am himmel / schwerelos.

#12
der leere becher eis / der geschmack noch eine zungenerinnerung / nach vanille und pistazie.

#13
erschlaffte brust unter weißem haupt schaut dem sprießen der jungen zu.

#14
zigarette zur mittagszeit die sich selbst verzehrt

#15
ein wimpernkranz hat sich zwischen augenlider gelegt / wartet darauf geschmückt zu werden.

#16
ein gleichsein am pool / halbnackte körper / die nichts über ihr inneres verraten.

#17
mütter finden einen zugang zu ihren kindern / dabei rutschen sie nur zeitgleich / halten sich an den händen / einzweimal.

#18
zwischen schwimmer und nichtschwimmer markieren rotweiße bojen den untergang.

#19
kaum einer hier der lange bahnen zieht / die begrenztheit des pools ist der menschlichen gleich.

#20
zum vergnügen sind sie hier / und zum vergessen.

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