#frapalymo no 9: albrecht wackermann

albrecht wackermann

damals
hat er beten gelernt
auf knien im schlamm
das gewehr im anschlag das gesangbuch
heute
rettet er gefallene
seelen und lächelt
den blick des vergebenden
ohne spiegel

Das ist Gedicht No. 9 von Frau Paulchen für den #frapalymo, und der Impuls lautete „schlagt ein buch eurer wahl auf, schaut auf seite 36 und nehmt daraus den ersten vollständigen satz als impuls“. Mein erster Satz lautete: „Das einzige Bild, das es von Albrecht Wackermann gibt, ist eine überbelichtete Fotografie, die den Pfarrer in Wehrmachtsuniform zeigt.“ Er stammt aus dem wunderbaren und sehr lesenswerten und damit sehr empfehlenswerten Buch „Suna“ von Pia Ziefle.

30 Tage, 30 Gedichte, no excuses: Wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und nichts sagen (was ja schade wäre) – oder im unten stehenden Kommentarfeld den Link zu seinem Blog/Webseite hochladen – oder das Gedicht selbst über das Kommentarfeld hochladen – oder auch einfach sonst einen Kommentar hinterlassen. Ähnlich über Twitter mit Link und Kennung #frapalymo und @FrauPaulchen

20 thoughts on “#frapalymo no 9: albrecht wackermann

  1. „Seit der Sache mit den Fischen waren wir anders.“

    Das Lachen verschwand
    zeitgleich
    mit der Erwartung
    einer Freude

    Kein Glitzern um uns
    Keine Leichtigkeit

    kaltgefühlt
    unvertraut
    entlassen
    in eine hohle Welt

    Blanke Schnitte
    am Ende
    einer Kindheit

    (Erster Satz aus Zsuzsa Bánk: „Der Schwimmer“, S. 36)

  2. im ungewissen
    flieht die furcht vor dem morgen
    in’s spiel der schatten

    (impuls: ausgewählt Herman Koch „angerichtet“:
    „Normalerweise wählt Claire immer den Platz mit Blick zur Wand, …“)

  3. Franzi says:

    Aus dem Thriller „Stigma“ von Michael Hübner, S.36:

    „Bruchstücke seiner Vergangenheit hasteten an ihm vorbei, so greifbar und nah, dass sie ihm beinahe real erschienen.“

    Das Wesen der Erinnerung

    Stücke aus der Vergangenheit brechen in mein Leben,
    geboren in einem Moment, bleiben sie für immer.
    Wenn sie hasten, dann nur, weil ich sie jage.

    Erinnerungen gehen nicht verloren,
    sie werden lediglich unsichtbar,
    wenn wir ihnen keine Aufmerksamkeit schenken.

    Bruchstücke nur nehmen wir wahr,
    darum sind Erinnerungen nie lückenhaft,
    sondern nur unsere Konzentration.

    Erinnerungen wollen uns nicht wehtun.
    Ohne sie könnten wir nicht lernen.
    Ohne sie kennten wir die Liebe nicht.

  4. “ Die Nacht geht fremd an mir vorbei in Mondlicht und in Finsternis, der Wind, der mich vom Aste riss, liess mich verdrossen wieder frei und gab mir keinen Namen. ( Die Bettlerschale, Christine Lavant S.36 )

    das Dunkel nimmt mich nicht in seine Arme

    der Wind kennt keine Zärtlichkeit

    ich weiß nicht wo die Lichter waren

    der Klang dein Lachen weht so weit

     

    in einer andren Welt vergessen

    liebten wir uns nicht weit von hier

    ein blasser Schatten keine Eile

    ich sah dein Lächeln an der Eingangstür

     

    die Wände weiß der Himmel immer blau

    Wind weht auf abenddunklem Grund

    in einer andren Welt in deinen Armen

    schien unser Mond für immer kugelrund

     

     

  5. Danke für das feedback, Heike. Das Buch zählt zu meinen Lieblingsbüchern, ich kann es nur weiterempfehlen. Mein Gedicht gibt aber nicht genau den Inhalt des Romans wieder, sondern nur meine Stimmung, die ich seinerzeit beim Lesen des Fischkapitels hatte.

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