albrecht wackermann
damals
hat er beten gelernt
auf knien im schlamm
das gewehr im anschlag das gesangbuch
heute
rettet er gefallene
seelen und lächelt
den blick des vergebenden
ohne spiegel
Das ist Gedicht No. 9 von Frau Paulchen für den #frapalymo, und der Impuls lautete „schlagt ein buch eurer wahl auf, schaut auf seite 36 und nehmt daraus den ersten vollständigen satz als impuls“. Mein erster Satz lautete: „Das einzige Bild, das es von Albrecht Wackermann gibt, ist eine überbelichtete Fotografie, die den Pfarrer in Wehrmachtsuniform zeigt.“ Er stammt aus dem wunderbaren und sehr lesenswerten und damit sehr empfehlenswerten Buch „Suna“ von Pia Ziefle.
30 Tage, 30 Gedichte, no excuses: Wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und nichts sagen (was ja schade wäre) – oder im unten stehenden Kommentarfeld den Link zu seinem Blog/Webseite hochladen – oder das Gedicht selbst über das Kommentarfeld hochladen – oder auch einfach sonst einen Kommentar hinterlassen. Ähnlich über Twitter mit Link und Kennung #frapalymo und @FrauPaulchen
„Seit der Sache mit den Fischen waren wir anders.“
Das Lachen verschwand
zeitgleich
mit der Erwartung
einer Freude
Kein Glitzern um uns
Keine Leichtigkeit
kaltgefühlt
unvertraut
entlassen
in eine hohle Welt
Blanke Schnitte
am Ende
einer Kindheit
(Erster Satz aus Zsuzsa Bánk: „Der Schwimmer“, S. 36)
flieht die furcht vor dem morgen
in’s spiel der schatten
(impuls: ausgewählt Herman Koch „angerichtet“:
„Normalerweise wählt Claire immer den Platz mit Blick zur Wand, …“)
Aus dem Thriller „Stigma“ von Michael Hübner, S.36:
„Bruchstücke seiner Vergangenheit hasteten an ihm vorbei, so greifbar und nah, dass sie ihm beinahe real erschienen.“
Das Wesen der Erinnerung
Stücke aus der Vergangenheit brechen in mein Leben,
geboren in einem Moment, bleiben sie für immer.
Wenn sie hasten, dann nur, weil ich sie jage.
Erinnerungen gehen nicht verloren,
sie werden lediglich unsichtbar,
wenn wir ihnen keine Aufmerksamkeit schenken.
Bruchstücke nur nehmen wir wahr,
darum sind Erinnerungen nie lückenhaft,
sondern nur unsere Konzentration.
Erinnerungen wollen uns nicht wehtun.
Ohne sie könnten wir nicht lernen.
Ohne sie kennten wir die Liebe nicht.
“ Die Nacht geht fremd an mir vorbei in Mondlicht und in Finsternis, der Wind, der mich vom Aste riss, liess mich verdrossen wieder frei und gab mir keinen Namen. ( Die Bettlerschale, Christine Lavant S.36 )
das Dunkel nimmt mich nicht in seine Arme
der Wind kennt keine Zärtlichkeit
ich weiß nicht wo die Lichter waren
der Klang dein Lachen weht so weit
in einer andren Welt vergessen
liebten wir uns nicht weit von hier
ein blasser Schatten keine Eile
ich sah dein Lächeln an der Eingangstür
die Wände weiß der Himmel immer blau
Wind weht auf abenddunklem Grund
in einer andren Welt in deinen Armen
schien unser Mond für immer kugelrund
Danke für das feedback, Heike. Das Buch zählt zu meinen Lieblingsbüchern, ich kann es nur weiterempfehlen. Mein Gedicht gibt aber nicht genau den Inhalt des Romans wieder, sondern nur meine Stimmung, die ich seinerzeit beim Lesen des Fischkapitels hatte.
puh, was für ein Gedicht.
Auch der Satz macht mich neugierig auf das Buch, werde ich mal nachsehen.
Lebenslied
Heute per Taxi,
morgen zu Fuß.
Übermorgen bringt
die Bahn mich zu spät.
Wohin es geht,
weiß ich nicht mehr.
Doch stillstehn kann
ich nicht.
Heute so fröhlich,
morgen allein,
übermorgen rast
alles an mir vorbei.
Wohin es geht,
weiß ich nicht mehr,
doch stillstehn will
ich nicht.
Zu welchem Satz aus welchem Buch ich das geschrieben habe, erkläre ich auf meinem Blog: http://www.schreibtischwelten.de/2013/11/10/gedicht-9-lebenslied/