herausgebrochen
als junges mädchen
zwanzig vielleicht einundzwanzig
und herr b. hat mich umgarnt
das essen mit den kaisers vor heiligabend
was ist mit garn
schnee lag wie zuckerguss
alles war still
die frau aus fünfundvierzig
da war ich sieben
tornister sagte man zu schulranzen
wir hatten ihn gefunden
bei wiedemanns im keller
die frau aus fünfundvierzig
und der krieg gerade zu ende
sie bekommt ihre tabletten nicht
das wissen hier alle
die die heimkehren lassen ein stück heimat zurück
draußen lag schnee
das sofa der kaisers war weiß stell dir vor weiß
kerzen auf dem tisch für herrn b.
es war so still
so still
wie heute
das ist gedicht no. 29 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete: „vergesslichkeit“.
30 tage, 30 gedichte (+1), no excuses: wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen (damit euer layout gut aussieht, kopiert am besten nicht direkt aus einer word-datei heraus, sondern kopiert das gedicht zunächst in eine leere e-mail oder in den editor und dann per copy/paste in das kommentarfeld.). oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @FrauPaulchen
vergesslichkeit:
https://mauletti.wordpress.com/2014/05/29/frapalymo-gedicht-2905-14/
am ende der zeit
wo bin ich ich weiß
du hast es mir eben gesagt
mich durch dich geplagt
wie vergesslich häßlich
ist das letzte erleben
alles vergeben
und
vergessen
himmelsgeschenk
wo waren nur die schaufeln
der spaten wartete geduldig
schaufeln wollten wir vom dach
die schwerglitzernden massen
wir suchten auch im keller
wühlten im vergessenen
fanden eine tüte mäusegift
schwarz wie lakritz
ich nahm ein altes schloss
sah durch das schlüsselloch
wie onkel karl uns kindern
lehrreiche vorträge hielt
die schaufeln hatte er immer
in die garage gestellt
als wir die eiskugeln
vom dach geschoben hatten
endete ein regenbogen dort
auf dem graupelhaufen
schmolz die diamanten
ich griff nach dem spaten
Vergesslichkeit
Du verwechselst die Worte.
Sagst Freitag, wenn du Mittwoch meinst.
Das passiert uns allen. Keine Sorge.
Du vergisst die Worte.
Weisst nicht mehr, wie ich heiße.
Das ist nicht schlimm, ich sag es dir.
Du verlernst das Fragen.
Bist eingesperrt in deiner Welt.
Und hast Angst. Ich auch.