#frapalymo no 29: herausgebrochen

herausgebrochen

als junges mädchen
zwanzig vielleicht einundzwanzig
und herr b. hat mich umgarnt
das essen mit den kaisers vor heiligabend
was ist mit garn
schnee lag wie zuckerguss
alles war still
die frau aus fünfundvierzig
da war ich sieben
tornister sagte man zu schulranzen
wir hatten ihn gefunden
bei wiedemanns im keller
die frau aus fünfundvierzig
und der krieg gerade zu ende
sie bekommt ihre tabletten nicht
das wissen hier alle
die die heimkehren lassen ein stück heimat zurück
draußen lag schnee
das sofa der kaisers war weiß stell dir vor weiß
kerzen auf dem tisch für herrn b.
es war so still
so still
wie heute

 

das ist gedicht no. 29 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete: „vergesslichkeit“.

30 tage, 30 gedichte (+1), no excuses: wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen (damit euer layout gut aussieht, kopiert am besten nicht direkt aus einer word-datei heraus, sondern kopiert das gedicht zunächst in eine leere e-mail oder in den editor und dann per copy/paste in das kommentarfeld.). oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @FrauPaulchen

18 thoughts on “#frapalymo no 29: herausgebrochen

  1. am ende der zeit

    wo bin ich ich weiß
    du hast es mir eben gesagt
    mich durch dich geplagt
    wie vergesslich häßlich
    ist das letzte erleben
    alles vergeben
    und
    vergessen

  2. himmelsgeschenk

    wo waren nur die schaufeln
    der spaten wartete geduldig
    schaufeln wollten wir vom dach
    die schwerglitzernden massen

    wir suchten auch im keller
    wühlten im vergessenen
    fanden eine tüte mäusegift
    schwarz wie lakritz

    ich nahm ein altes schloss
    sah durch das schlüsselloch
    wie onkel karl uns kindern
    lehrreiche vorträge hielt

    die schaufeln hatte er immer
    in die garage gestellt
    als wir die eiskugeln
    vom dach geschoben hatten

    endete ein regenbogen dort
    auf dem graupelhaufen
    schmolz die diamanten
    ich griff nach dem spaten

  3. Vergesslichkeit

    Du verwechselst die Worte.
    Sagst Freitag, wenn du Mittwoch meinst.
    Das passiert uns allen. Keine Sorge.

    Du vergisst die Worte.
    Weisst nicht mehr, wie ich heiße.
    Das ist nicht schlimm, ich sag es dir.

    Du verlernst das Fragen.
    Bist eingesperrt in deiner Welt.
    Und hast Angst. Ich auch.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert